Zur weiteren Geschichte der Untermühle und allfälligen baulichen Umgestaltungen ist relativ wenig bekannt. Dies hängt v.a. damit zusammen, dass die Mühle nach Stoffel Ritzmann ununterbrochen über fünf Generationen im Besitz der Familie blieb, und diese wegen ihres Vermögens nie gezwungen war, ihre Liegenschaften mit Hypotheken zu belasten. Stoffel Ritzmanns Sohn Hans Conrad wurde 1642 Untervogt in Flaach. Als er ca. 1660/61 starb, dürfte die Mühle durch seine Frau Ann Müller und dessen etwa dreizehnjährigen gleichnamigen Sohn sowie die wahrscheinlich schon damals im Haus lebenden Müllersknechte weitergeführt worden sein. Normalerweise waren in der Mühle zwei Knechte und ein bis zwei Mägde angestellt, 1685, nachdem Sohn Hans Conrad die Mühle schon lange eigenständig führte, jedoch nicht weniger als vier Knechte und zwei Mägde. Einen weiteren Höhepunkt erreichte die Familie gegen die Mitte des 18. Jhs. Unter Hans Conrads gleichnamigen Sohn, der die Mühle ca. 1709 übernommen hatte. Dieser hatte drei Söhne. Als diese erwachsen wurden, erwarb er 1737 von Conrad Gysler als erstes für seinen ältesten Sohn die Mühle Volken [1]. Dessen jüngerer Bruder Quartiermeister Hans Jacob heiratete 1746 die Tochter des damaligen Gerichtsvogts Hans Heinrich Ritzmann. Damit waren die drei Mühlen der Gerichtsherrschaft in der Hand derselben Familie. Bereits zwei Jahre später sollte sich dies wieder ändern, nachdem am 26.5.1753 im Alter von 31 Jahren Obermüller Hans Jacob Ritzmann und einen Monat später auch dessen Ehefrau Ursula Breiter gestorben. Im Namen der drei zurück gelassenen kleinen Töchter veräusserten darauf Hans Conrad und Hans Heinrich Ritzmann und deren Schwager Hans Ulrich Müller, Wirt zu Flaach, die Mühle für 14'252 Gulden [2]. Die drei Waisen nahm Hans Heinrich in der Untermühle auf. Als 1760 Hans Heinrichs Ehefrau Anna Keller starb, heiratete er seine inzwischen ebenfalls verwitwete Schwägerin Elisabeth Breiter, die ältere Tochter des ehemaligen Obermüllers Hans Ulrich Breiter, die mit ihrer Tochter in der Mühle einzog.
Die Gerichtsherrschaft Flaach und Volken gehörte seit 1694 der Stadt Zürich, erlangte aber nie grössere Bedeutung, da deren Ertrag sehr klein war. Aus diesem Grund und wohl auch wegen ihrer Abgelegenheit liessen sich kaum Stadtbürger finden, die sich als Gerichtsherren verwalten wollten. Als sich daher 1780 überhaupt kein Anwärter mehr finden liess und auch kein Stadtbürger sich für den Kauf der ganzen Herrschaft interessierte, vereinige die Stadt diese mit der Herrschaft Andelfingen und verkaufte das Schloss und die dazugehörigen Güter für 13'600 Gulden an die Gemeinde Flaach, die ein entsprechendes Angebot gemacht hatte [3]. Am 1. Juli 1780 versteigerte die Gemeinde die erworbenen Liegenschaften auf einer Gant. Während das Schloss selbst für 5'885 Gulden vom Fehraltorfer Grafschaftsleutnant Abrahahm Tobler übernommen wurde, ging der neben der Mühle an der Mühligasse stehende „Oberkeller“ bzw. das „Lehenhaus“ für 277 Gulden an Heinrich Ritzmann [4]. Dabei handelte es sich um das nach Inschrift über dem heute nicht mehr erhaltenen Eingang 1625 erbaute Nebengebäude Ass. Nr. 425 nördlich der Mühle, an die 1848 eine Bäckerei eingebaut werden sollte [5]. Nach einem anlässlich des Kaufs der Gerichtsherrschaft 1694 erstellten Inventars beherbergte dieses Gebäude damals zwei Haushaltungen, eine Kornschütte und den Keller, in welchem Fässer mit einem Fassungsvermögen von rund 500 Saum Wein standen. Angefügt daran stand eine kleine Trotte, die 1780 jedoch nicht mehr existierte [6]. Auch die verbliebenen Fässer für 277 Saum Wein befanden sich in einem schlechten Zustand. Zürich behielt sich 1780 beim Verkauf vor, einen Drittel des Kellers weiter für die Lagerung seiner Einkünfte aus dem Amt Embrach nutzen zu könne, wobei der Unterhalt des Kellers ganz zu Lasten der neuen Besitzer gehen sollte [7].
Als Hans Heinrich Ritzmann, Sohn des 1782 verstorbenen gleichnamigen Käufers des „Oberkellers“ 1807 die Untermühle mit Zugehörde an David Keller veräusserte, stand im Keller selbst eine neue Trotte und nur noch Fässer für 50 Saum Wein. Zur Mühle gehörte eine Säge, Öltrotte, eine freistehende Scheune mit „doppelter Bestallung“ und Wagenschopf, sowie ein Wasch- und Brennhaus. Mangels näheren Angaben in den Grundbüchern konnte der damalige Notar nicht eruieren, wann diese errichtet worden seien, bemerkte aber, dass sie vom Verkäufer und seinen Vorfahren nach und nach erbaut worden sein müssen [8].
[1] | StAZ B XI Andelfingen 351, 135v. |
[2] | StAZ B XI Andelfingen 353, p. 264. Nach dem Konkurs des neuen Besitzers fiel die Obermühle 1756 vorübergehend an die Familie zurück, wurde danach aber erneut veräussert. |
[3] | Kläui, 170-174, StAZ B XI Andelfingen 358, 149ff. |
[4] | B XI Andelfingen 358, p. 240. |
[5] | Möglicherweise diente der Vorgängerbau bis zu Bau des Schlosses als Sitz des Gerichtsherrn. Anstelle des Wappens der Familie Ritzmann, dem halben Mühlerad, welchen sich auch auf dem Innenblatt der Türe im Mühlegebäude findet, stand wohl vor dem Kauf das Zürcher Wappen oder dasjenige der Familie Peyer, welche 1625 als Besitzer der Gerichtsherrschaft den Bau veranlasst haben dürften. |
[6] | StAZ A 122.2; 189. |
[7] | StAZ B XI Andelfingen 358, 149ff. Säge und Öle wurden 1829 abgerissen und neu erbaut; RR I 338a, 167. |
[8] | StAZ B XI Andelfingen 366, p. 45ff. |